Navand atmete schwer und sah ihr in die Augen. Schwarz wie der Nachthimmel, zu den dunkelsten Tagen. Sie hatte alle getötet, in einem Wahn, den selbst der Dschinn nicht beschreiben konnte. Äsrial entpuppte sich zu einem wütenden Monster.
Langsam schien er zu begreifen. Der Dschinn hatte die Kriegerin ganz anderes eingeschätzt und merkte nun, dass Äsrial eine innere Kraft besaß, die sie noch nicht kontrollieren konnte und noch nicht in sich entdeckt hatte. Eine uralte Kraft, die nun ans grelle Tageslicht kam. Die Frage war, ob Äsrial diese Kraft akzeptierte. Denn sie war gefährlich.
Nachdem sie sich neben ihm fallen lies und, nachdem wieder etwas Ruhe in den Wald einkehrte, traute sich Navand zu sprechen. Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken und er musste schlucken, als er sie aussprach. Wort für Wort.
„Was war das eben?“
Äsrial schaute sich die Leichen an, die überall herum lagen und war entsetzt. War das wirklich sie? Wie konnte sie so etwas nur tun? Nein… Sie wich zurück und wimmerte leicht. Äsrial hatte Angst. Sie schaute ihre blutverschmierten Hände an und sah überall nur Blut. Sie hatte Angst vor sich selbst. Ihre Stimme war tief und Monoton, als wäre sie in Trance, oder jemand hätte sie verzaubert. Wie in einem Albtraum aus dem man erwachen wollte, als würde man um sich Schlagen und man würde bloß die Luft treffen. Sie fühlte sich hilflos und alleine.
„Keine Ahnung!“ Antwortete sie ihm und zitterte, zitterte, als hätte sie hohes Fieber und wäre krank. Da waren Bilder in ihrem Kopf, von Toten und wie sie das Schwert hob und die Räuber niedermetzelte. Es war der Horror. Sie, Äsrial, war ein Monster.
Der Himmel verdunkelte sich, es würde bald regnen. Um sie herum wurde es Totenstill und beiden schien es, als würde dieser Moment Jahre dauern, als würde die Welt inne halten um die Aufmerksamkeit nur auf sie zu lenken, obwohl sie es nicht wollten.
Äsrial stand auf und drehte sich um. Nein, das konnte sie nicht gewesen sein. Um sich den grässlichen Anblick zu ersparen, schaute sie von den Toten weg. Sie ertrug das Schauspiel was hinter ihr lag nicht länger.
Äsrial weinte. Sie schlurzte und Navand flog auf ihre Schulter um sie zu trösten. Langsam und behutsam ging, die nun blutrünstige Kriegerin einen Schritt vor und schrie. Sie schrie so laut es ihr möglich war. Der Ganze Wald hörte diesen Schrei und die Vögel gerieten in Panik, jeder sollte es hören, jeder sollte es wissen.
„Ich habe das nicht getan! Ich bin kein Monster!“
Doch das war nicht die Wahrheit. Die Wahrheit konnte sie nicht aussprechen.
Äsrial ging auf die Knie und weinte wieder, während Navand sich an ihr kuschelte und sie weiter tröstete. Eine Träne fiel an ihrer Wange herunter und Navand fing sie auf bevor sie auf den Moosboden aufkam. Äsrial, war so verletzlich, wie Glas und trotzdem immer noch wunderschön. Navand wusste nicht was er sagen sollte und umarmte sie, als wäre das die beste Medizin, die sie haben konnte. Er wollte nicht, dass sie traurig war. Jetzt mochte er sie noch mehr, denn nun hatte er in ihre Seele geschaut und war ihr Freund geworden. Sie brauchte jemanden, der sie beschützt.
Sie langen da wahrscheinlich Minuten, sogar Stunden, und niemand störte sie. Äsrial hatte Angst, Angst vor sich selbst und vor dem, das sie war.
Zuletzt von Shiro am Sa Mai 15, 2010 11:08 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet