Nebel. Ja, bedrohlich aufsteigender Nebel, der alles und jeden in seinem Inneren verschluckt und grün-rote Blitze, die wild umherzucken. Genau, so würde er beginnen.
Als Navand wieder an der frischen Luft war, reagierte der Dschinn schnell und hüllte sein Opfer, dessen Rasse er noch nicht ausmachen konnte, in eine große Nebelfront ein, in der er selbst verschwunden war. Dort plante er sein weiteres Vorgehen mit der größten menge an Zauberkraft die er in seinem derzeitigem zustand aufbringen konnte und amüsierte sich wie ein kleines Kind, denn der Dschinn war in seinem Element.
Von überall her zischten nun seit einigen Sekunden Blitze und Navand lies es Donnern und Poltern, schließlich sollte sein Auftritt auch so Authentisch wie möglich wirken lassem. Mal mehr und mal weniger, wie es ihm gefiel und er versuchte sein Opfer einzuschüchtern. Selbst der Geruch von verfaulten Eiern lag in der Luft, sodass seinem Opfer leicht schwindelig wurde. Der Dschinn lachte innerlich als es im ersten Moment verwirrt zurückschreckte und rückwärts auf den Boden fiel, wo es das weitere Geschehen beobachtete. Gut so, dachte er, erst wirst du den Schrecken deines Lebens erleben und nie wieder allein einschlafen können, und dann, dann wirst du laufen und von hier verschwinden.
Er hatte bis jetzt keine Zeit gehabt sich umzusehen, aber das war ihm egal, er würde sich orientieren können, wenn er hiermit fertig war. Nun brauchte er ein Grande Finale.
Er wollte sich natürlich so spektakulär wie möglich zeigen, also dachte er sich eine möglichst hässliche und grausame Gestalt aus. Er lies seinen Gedanken freien lauf und erstellte eine Kreation aus einem Troll und einer Riesen Echse mit zwei Hörnern, einer Großen Nase und vielen Warzen im Gesicht. Die Schneidezähne stellte er besonders in den Vordergrund, und als der Nebel stärker wurde und sich zu einem Sturm entwickelte, war er mit seiner Gestallt zu frieden.
Die Person, die wohl eine Kriegerin war, schaute ein bisschen skeptisch, weil sie auf etwas wartete, das bis jetzt nicht kam. Navand erzeugte ein richtiges Gewittewr, lies es noch heftiger donnern und mühte sich ab, sodass die Kriegerin in der Mitte des Strudels vor ihm fast weggeweht wurde. Der Dschinn sprach mit rauer und tiefer Stimme durch den Sturm:
„WER STÖRT MICH? ICH HABE GESCHLAFEN!“
Schon wieder musste er innerlich lachen. Seine Magie schien von seinem Gedächtnis Verlust nichts mitbekommen zu haben, ein weiteres Mal Glück für ihn.
Die Kriegerin suchte im Sturm nach ihm, doch Navand hielt das Beste für den Schluss auf. Nach einem kurzen Moment schüttelte das Mädchen den Kopf und hob dabei die Feldflasche hoch, die neben ihr lag.
„Nein, Ich… Ich wollte das nicht. Ich hab sie fallen lassen!“
Navand konnte sie nicht verstehen, aber das war ihm gleich, er wollte ja schließlich nicht verhandeln, sondern seine Macht demonstrieren. Er sammelte seine ganze Magie und machte sich bereit. Dann donnerte es zum letzten Mal heftig und langsam sickerte eine Gestalt durch den Sturm. Erst unscharf und dann konnte die Kriegerin ihn erkennen und reagierte entsprechend.
„DAS WIRST DU TEUER…..bezahlen?“ Das letzte Worte blieb ihm im Hals stecken. Navand stockte und hielt inne. Er traute seinen Augen nicht. Die Kriegerin lachte. „Was machst du da? Du sollst Angst vor mir haben.“
Doch das Mädchen hatte keine Angst mehr. Sie rollte sich auf den Boden und lachte. Sie lachte über ihn, den Dschinn Navand Dalos.
Der Nebel und der Sturm verflüchtigten sich und es hörte auf zu blitzen. Navand sah einen Fluss und einen Wald der vor ihm lag und im Augenwinkel blickte er langsam an sich herunter. Er traute sich erst gar nicht, doch dann musste er es begreifen. Navand war kein Furcht einflößender Troll mit Warzen, sondern ein kleines Häschen, das gerade versuchte seine Tränen zu unterdrücken und dann doch heulte wie ein kleines Kind.
„Verdammt! Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?“